Tipps für pflegende Angehörige

Dieses Buch und seine Angebote wurden hauptsächlich für Betreuungskräfte in Tagesstätten und Pflegeeinrichtungen entwickelt. Die Angebote funktionieren aber grundsätzlich auch zu Hause mit zu pflegenden Angehörigen. Sie können sie sogar mit Familienmitgliedern und Freunden zusammen einsetzen, um den Kontakt zu Freunden und Bekannten gemeinsam mit dem zu pflegenden Angehörigen aufrechtzuhalten.

Motivation

Bei längerer häuslicher Pflege verändert sich die Beziehung zwischen pflegenden und gepflegten Angehörigen von einer Partnerschaft hin zu einer Abhängigkeit. Die hoffentlich freudige Zusammenarbeit beim spielerischen Durchführen unserer Angebote kann zur Lebendigkeit der Beziehung beitragen.

Daneben hat man natürlich dieselben Vorteile wie in der professionellen Pflege: 

  • Sie fördern innere Stärke.
  • Sie entwickeln oder verstärken positive Verhaltensmuster.
  • Sie etablieren neue Gewohnheiten.
  • Sie integrieren Entspannungs- und Bewegungsübungen in den Tagesablauf und fördern dadurch das Wohlbefinden.

Voraussetzungen

Am wichtigsten ist, dass sich alle Beteiligten mit Freude oder wenigstens mit Neugier auf das gemeinsame Projekt einlassen.

Daneben dürfen Sie noch nicht so erschöpft sein, dass Sie nicht mehr genug Energie für die gemeinsame Arbeit aufbringen können. Ansonsten sollten Sie sich zuerst um sich selbst kümmern. Nützliche Informationen und Tipps zu diesem Thema finden Sie z. B. auf

oder indem Sie direkt im Internet nach »Selbstfürsorge für pflegende Angehörige« suchen.

Was ändert sich bei der Umsetzung

Sie arbeiten zu zweit mit einer Person, die Sie gut kennen, in einer vertrauten Umgebung. Dadurch können Sie die Angebote viel besser auf Ihr Gegenüber zuschneiden, als das in einer Pflegeeinrichtung möglich ist. 

Weitere Unterschiede sind:

  • Weil Sie nicht mehr in der Gruppe arbeiten, machen die Einleitungen und Ausklänge nicht mehr viel Sinn. Sie können aber vielleicht gewisse Ideen daraus aufgreifen.
  • Sie können die Auffrischungen gezielter und öfter einsetzen. Sie haben dadurch eine viel bessere Chance, kleine oder größere Gewohnheiten und Rituale im Alltag zu etablieren.
  • Die Materialien sind im Idealfall persönlich, z. B. Fotos, Gegenstände, die Erinnerungen wecken, und die Musik.
  • Sie können Resultate, Bilder und ausgewählte Erinnerungsgegenstände aufstellen/aufhängen, so dass sie im Alltag präsent sind.
  • Sie können Bewegungs- und Entspannungsübungen regelmäßig in den Tagesablauf einbauen, so dass sie zu selbstverständlichen Gewohnheiten werden.
  • Sie können die Angebote besser auf die persönlichen Bedürfnisse und Neigungen Ihres Gegenübers zuschneiden. Dabei kann es helfen, wenn Sie sich nach dem Angebot oder im Laufe des Tages austauschen. Ist das nicht mehr möglich, beobachten Sie die Mimik und Grundstimmung Ihres Gegenübers und merken dadurch, ob das Angebot gut ankommt und guttut.

 

Material

Das Material dient hauptsächlich zum Wecken von positiven Erinnerungen und zum Unterstützen von assoziativem Denken. 

Der Erinnerungskoffer ist im privaten Kontext nicht mehr so wichtig. Der gemeinsame Haushalt weckt per se schon viele Erinnerungen und enthält viele Erinnerungsstücke. Bei den Angeboten, wo normalerweise ein Erinnerungskoffer eingesetzt wird, können Sie die Erinnerungsstücke als Vorbereitung zusammentragen und in einer Kiste, einem Koffer oder einfach schön zugedeckt auf dem Tisch präsentieren.

Eigene Fotos und alte Postkarten können die Kartensets von der Webseite ergänzen oder teilweise ersetzen. Eigenes weckt üblicherweise stärkere Erinnerungen. Die allgemeinen Kartensets können zusätzlich andere Erinnerungen und Assoziationen wecken.

Musik kann im privaten Umfeld gezielter eingesetzt werden. Sie wissen vielleicht, was der pflegebedürftigen Person gefällt, was ihr in welchen Lebensphasen wichtig war und was sie glücklich gemacht hat. Speziell die Musik, die man in jüngeren Jahren gerne und viel gehört hat, kann viele Erinnerungen und Emotionen auslösen. Im Buch finden Sie weitere Musikvorschläge bei den Angeboten und in unserer YouTube-Playlist. Diese können Sie z. B. gezielt zur Motivation und Verbesserung der Stimmung einsetzen.