Das Vorwort und die Danksagung aus dem Buch:

Vorwort – Warum uns Resilienz für pflegebedürftige Menschen wichtig ist

In unserer Tagespflege kam es zu folgender Situation: Ein älterer Herr mit mehrfachen, körperlichen Einschränkungen war sehr traurig. Sein Einfamilienhaus mit Garten konnte er nach dem Tod seiner Ehefrau nicht alleine bewirtschaften. Er zog in eine kleine, barrierefreie Wohnung. Um ihm Mut zu machen und Trost zu spenden, fiel der Satz: »Wissen Sie, jetzt heißt es nach vorne schauen, Ärmel hochkrempeln und weitermachen.« Darauf antwortete er: »Ärmel hochkrempeln? Genau das kann ich nicht mehr – im wahrsten Sinne des Wortes!« Die Mitarbeiter:innen waren bestürzt, er sollte Trost und Zuversicht erfahren, das Gegenteil war eingetreten.

Pflegebedürftige Menschen sind häufig zahlreichen psychosozialen Belastungen ausgesetzt: verschiedene Diagnosen, Schmerzen, Hilfsbedürftigkeit, Verluste und andere prägende Erlebnisse stellen potenzielle Risikofaktoren dar. Sie erschweren eine aktive gesellschaftliche Teilhabe und behindern die positive Auseinandersetzung mit Veränderungen. Dies zeigt sich unter anderem in der Eingewöhnungsphase in neue Lebensbereiche, beispielsweise in einer (Tages-)Pflegeeinrichtung.

Mitarbeiter:innen in Pflegeeinrichtungen und auch Angehörige wissen, wie schwer es sein kann, Zuversicht zu vermitteln. Floskeln wie »Kopf hoch, wird schon werden!«, »Das Leben muss doch weitergehen!« oder »Wer will denn so traurig sein, wenn die Sonne so schön scheint?!« und viele mehr sind für pflegebedürftige Menschen wenig hilfreich.

Aber wie können wir unter diesen Voraussetzungen, bei körperlichen und geistigen Einschränkungen, bei Verlust und Schicksalsschlägen sinnvoll unterstützen? Wie können wir helfen, den Veränderungen, der eigenen Krankheit und den damit verbundenen Einschränkungen mit einer positiven Haltung zu begegnen und auf die eigene innere Stärke zurückzugreifen? Diese Frage motivierte das Team der vacances Tagespflege Lesum um Carola Poloczek und Jürgen Weemeyer, nach Strategien und Lösungen zu suchen, welche die eigene Reaktion und das eigene Handeln zur Förderung der Resilienz pflegebedürftiger Gäste positiv beeinflussen.

Um dieses Vorhaben zu realisieren, brauchte es zeitliche und finanzielle Ressourcen. Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) übernahm die Förderung im Namen und Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk – Handelskrankenkasse und der HEK – Hanseatische Krankenkasse. Auf Basis des Präventionsgesetzes soll diese Förderung dazu beitragen, die Gesundheitsressourcen pflegebedürftiger Menschen zu erhalten und zu stärken sowie ihre Lebensqualität, ihr Wohlbefinden und ihre Möglichkeiten zur Selbstbestimmung auszubauen. Dr. Svenja Jacobs von der vdek-Landesvertretung Bremen war von Beginn an als fachliche Begleitung dabei. Mit der Entspannungspädagogin Ann-Katrin Godt und dem Musikpädagogen Daniel Mütze bildete sich schnell ein Projektteam. Später unterstützten auch die Vahrer Löwen, ein Verein für aufsuchende Seniorenarbeit, der Almata-Stift, eine stationäre Senioreneinrichtung, und die vacances Tagespflege Überseestadt das Projekt.

Das Präventions-Projekt: »Innere Stärke: Resilienz-Training in der Tagespflege« fand von November 2021 bis November 2024 statt. Während dieser Zeit fanden Anpassungen der gängigen Methoden des Resilienz-Trainings auf die Gästestruktur einer Tagespflege-Einrichtung (Alter, Krankheitsbilder, soziales Umfeld) mit ihren jeweiligen Anforderungen statt. Dabei wurden Elemente aus vielen Methoden und Techniken integriert: z. B. Methoden der Biografie-Arbeit mit Musik, Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Yoga, Konzepte aus der Stress- und Schmerzbewältigung sowie dem Gedächtnistraining und der Sitzgymnastik. Formelhafte Affirmationen wurden in den Tagesablauf integriert und dabei so niedrigschwellig angelegt, dass viele Gäste erreicht werden konnten.

Grundidee der resultierenden Übungen ist das Fördern einer akzeptierenden Haltung gegenüber der eigenen Pflegebedürftigkeit sowie die der anderen Gäste bzw. Bewohner:innen. Daneben wurden die Übungen so verändert, dass sie einfach im Alltag der Tagespflege und auch anderer Pflegeeinrichtungen oder in der allgemeinen Arbeit mit Senior:innen integriert werden können. Alle Übungen sind so konzipiert und beschrieben, dass sie problemlos ohne Vorkenntnisse und lange Vorbereitungszeit angewendet werden können. Zu allen Übungen gibt es Auffrischungskarten, die sich für klassische 5- bis 10-Minuten-Aktivierungen und Erinnerungs- bzw. Wiederholungsübung einsetzen lassen.

Im Idealfall werden die Übungen in den Einrichtungen in die Wochenpläne der Beschäftigungsangebote aufgenommen und dadurch regelmäßig angewendet.

So können Gäste im Sinne eines bewussten Lebens, von Augenblick zu Augenblick, Momente der Stressfreiheit und innerer Stärke erfahren. Im besten Falle nehmen die Teilnehmenden auch für Zuhause Inhalte mit, wiederholen diese für sich alleine und profitieren damit doppelt.

Um unsere Ergebnisse breit zugänglich zu machen, haben wir sie in diesem Buch zusammengefasst. Wir wünschen Ihnen viel Freude damit.

Danksagung

 Anlässlich des erfolgreichen Abschlusses unseres Projekts „Innere Stärke – Resilienz-Training in der Tagespflege“ und das dadurch entwickelte Buch mit praxisnahen Ergebnissen, möchte ich allen Beteiligten für ihren jeweiligen Beitrag und ihre Bemühungen aufrichtig danken.

An erster Stelle ist hier das Team der vacances Tagespflege Lesum zu nennen, die den Bedarf und somit die Projektidee, die Hindernisse und letztlich auch die Lösungen durch kontinuierliches Probieren, Evaluieren und Anpassen erarbeiteten.

Mit der Projektidee konnten wir den Verband der Ersatzkassen e.V. und insbesondere Frau Dr. Svenja Jacobs von einer Förderung überzeugen: Vielen Dank!

Ein großes Dankeschön an den Musikpädagogen Daniel Mütze, der eindrucksvoll zeigte, wie leicht Menschen musikalisch erreicht werden können - auch ohne Vorkenntnisse. Unsere Gäste werden Dich vermissen!

Dem Verein Vahrer Löwen e.V. und dem Almata-Stift danke ich herzlich, sie haben alle Übungen in ihrer offenen bzw. stationären Seniorenarbeit erprobt und so eine größere Zielgruppe ermöglicht.

Herrn Joachim Ellerhorst Danke für die wunderbaren Illustrationen und Zeichnungen, sie geben unserem Buch einen einzigartigen Charakter.

Und letztlich der federführenden Resilienz-Trainerin und Autorin Ann-Katrin Godt ein großes Dankeschön, ohne ihr eindrucksvolles Engagement auch von ihrem Partner würde es dieses Buch nicht geben.

Jürgen Weemeyer / Projektleiter